Bauseits

Bauseits

Nun steht unser kleines Häuschen schon zwei Jahre und es wird Zeit, daß ich mich über ein mehr oder weniger kleines „Ärgernis“ mal ein wenig auslasse, den Begriff  „bauseits“.

„Bauseits“ ist ein harmlos und geradezu verniedlichend klingender Begriff für etwas, bei dem sich der unbedarfte Bauherr zunächst nicht viel bei denkt. Ich hatte ihn ursprünglich verstanden, als eine Leistung, die von der Baufirma/Handwerker/… erbracht wird. Böse Falle! Dabei bedeutet das aber für die „Bauherrenschaft“ vor allem eines: Zusätzliche Arbeit und Kosten. Eine zusätzlich zu erledigende Aufgabe, die dadurch erschwert wird, daß es sich garantiert um etwas handelt von dem man bis dahin nur sehr bedingt sprich NULL Ahnung hatte. Es ist irgendetwas, das „beigestellt“ werden muss. Dabei hätte schon ein Blick in den Rechtschreibduden mich eines Besseren belehren können.

bau­seits
Wortart: Adverb
Gebrauch: Bauwesen
Bedeutung: […] vom Bauherrn auszuführen
Beispiel: die Maler sind bauseits zu beauftragen
Quelle: http://www.duden.de/rechtschreibung/bauseits

Die „Allgemeinen Hinweise“ zu unserem Vertrag enthielten sage und schreibe unter der Überschrift „Leistungsumfang“ 13 Unterpunkte um die wir uns zu kümmern haben – es sei denn wir zahlen je Arbeitsstunde 75 € für die Organisation zuzüglich der tatsächlich anfallenden Kosten. Und ob dieser sich dann die Mühe macht immer das günstigste Angebot herausszuuchen? Tja, so investierten wir für jeden einzelnen dieser Punkte ganz schnell mal ein bis zwei Stunden.

Vier wesentliche Punkte verstecken sich in den Unterpunkten a & b – eine wundersame Vermehrung!?

Baustrom – 100 € nur für den Anschluss an den Elektriker (2 x 15 Minuten = 2 angefangene Arbeitsstunden), 226 € an den Versorger, die EWV, für das Setzen des Zähler und 59,50 € Miete pro Monat für den Baustromkasten (+Anschlusskabel +Kreuzerder) (von der Firma Deubner aus Aachen). Nicht zu vergessen der anfallende Baustrom. Der Betonbauer brauchte gerade mal 0,2 kWh (ca. 0,05 €). Bei uns waren es insgesamt letztlich etwa 150 kWh.

Bauwasser – da gibt es keine Auswahl – ausschließlich der „lokale“ Versorger (Gelsenwasser) steht zur Verfügung, von dem ich ein Standrohr mit Zähler gegen 250 € Kaution leihen kann. Plus Verbrauch – aber wie viel?

Sanitäreinrichtung -(„Dixie-Klo“) gibt’s ab 20 €/Woche (Fa. Breuer aus Stolberg) zu haben, kann aber nach meiner Recherche bis auf 50 €/Woche rauf gehen – das ist dann gerne der Anbieter mit der auffälligsten Werbung.

Bauschuttcontainer (6 m³) – man muss auch mal drei, vier Anbieter angefragt haben um zu wissen daß die Container praktisch überall fast das Gleiche kosten. Aber auch da gibt es eine Falle. Ein „Bauschuttcontainer“ steht bei uns im Vertrag drin – aber nein, wenn man nur den beim Containerdienst bestellt zahlt man später wieder drauf. Tatsächlich muss es ein Container für „Baumischabfälle“ sein. Fallen dann doch ein paar mehr „mineralische Abfälle“ (Bauschutt) an, lohnt sich tatsächlich ein zusätzliche Schuttcontainer. Hier ist’s dann der lokale Anbieter um die Ecke für 77,35 € für die Anlieferung, 143 €/t (brutto)für den Müll geworden. Und hier lauert die nächste Falle, bei Vergleichen bekommt man meist nur den Nettopreis genannt und es wird gerne „vergessen“, daß nur die ersten 7-14 Tage Standzeit inklusive sind.

Auch bei der Rechnung vom Tiefbauer tauchte der Begriff „bauseits“ auf: „Bauseits gelieferte Zisterne versetzen“ macht: 600 €, natürlich nur der Nettopreis + 19% = 714 € Brutto.

Übrigens: Nicht vergessen die ganzen Versorgungsanschlüsse frühzeitig bauseits zu beauftragen wie z.B.: Strom, Trinkwasser, Gas, Telefon, Kabelfernsehen, denn das nimmt einem auch niemand ab, es sei denn wir hätten dem Bauleiter wieder 75 €/Stunde für die Organisation gezahlt…

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