Great Dixter
Während wir uns noch auf unseren Urlaub in Kent und East Sussex 2015 vorbereiteten sahen wir – wie so oft – Gardeners‘ World. In einer Folge besuchte Carol Klein den Garten Great Dixter um sich über die Borders zu informieren. Borders kann man am ehesten mit Blumenrabatte übersetzen. Netter Garten dachten wir und lasen dann in einer Einblendung, dass als Ort Rye angegeben war. Das weckte unser Interesse und ich schaute in den Reiseführer.
Der Beschluss war gefasst, wir müssen dahin. Also warteten wir auf Sonne und waren dann rechtzeitig zur Kassenöffnung da. Von unserem Zeltplatz mussten wir ja nur ein Stück die Straße entlang Richtung Hastings und dann an der richtigen Stelle abbiegen.
Great Dixter wurde von 1910-1912 von dem Architekten Edwin Luthyens im Auftrag des Geschäftsmanns Nathaniel Lloyd. Aus dem dort stehende Gebäude aus dem 15. Jahrhundert und einem in einem Nachbarort abgetragenen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde das heute bekannte Haus gestaltet. Es ist wie ein mittelalterliches Herrenhaus gestaltet.
Zu dem Gelände gehört außerdem eine alte Hopfendarre, die zeigt, was das klassische Anbauprodukt dieser Region ist. Leider sind nur noch wenige dieser Gebäude erhalten und noch viel weniger erfüllen noch die klassische Funktion.
Das Beeindruckendste an Great Dixter ist der Garten. Gestaltet wurde er von Nathaniel Lloyds Sohn Christopher Lloyd, der einer der bekanntesten Gärtner und Gartenschriftsteller und Gartenschriftsteller des 20. Jahrhunderts. Verwurzelt in der Arts-and-Crafts-Bewegung und frühen Begegnungen mit Gertrude Jekyll entwickelte er seinen eigene Version des Country Gardens.
Nach dem Tode von Christopher Lloyd ging das Gelände an eine eigens dafür gegründete Stiftung. Er hatte sich bewusst dagegen entschieden es an den National Trust zu übergeben, da er mit der Art und Weise wie dieser Gärten führt und gestaltet nicht einverstanden war und das für seine Garten nicht wollte. Eine große Diskussion hatte er immer wieder mit Besuchern und Mitarbeitern darüber warum seine Pflanzen keine Namensschilder haben. Er war der Meinung das dieses unnötig sei, Besucher würden die Schilder nur raus rupfen den Namen abschreiben und das Schild dann an die falsche Stelle zurück stecken. Er und seine Gärtner hätten besseres zu tun als ständig Schilder umzustecken. Außerdem sei dies ein Privatgarten und kein botanischer Garten. Wer sich wirklich für eine Pflanze kann immer jemanden vor Ort finden, der die Frage danach beantworten kann.
Wie viele andere Gärten auch, so unterteilt sich der Garten von Great Dixter in verschiedene Räume, die unterschiedlichen Zwecken und Aufgaben dienen aber auch unterschiedlich Gestaltungselemente haben. Besonders schön fanden wir den „Dschungel“ mit seinen hohen, exotischen Pflanzen in denen man sich gut verstecken konnte und an dem sonnigen Tag Schatten fand.
Zu Great Dixter gehört auch eine eigene Gärtnerei, die bereits 1954 von C. Lloyd gegründet worden war. Spezialisiert ist sie auf Clematis. Ich habe selten so viele Clematis auf einmal gesehen und da auch noch in den schönsten Farben, unsere Wunschliste verlängert sich. Statt einer Clematis durften dann zwei Feigen der Sorte Brunswick nach Deutschland reisen.
Was wir auch schön fanden, war das verblühte Pflanzen nicht immer gleich abgeschnitten wurden sondern Samenstände stehen gelassen wurden. Auch Wildaussaaten wurden nicht konsequent entfernt, wodurch sich im gesamten Garten insbesondere jede Menge Karden befanden.
Schön fanden wir auch die Gestaltung mit Gräsern die wir so in keinem der anderen Gärten gesehen haben die wir bisher auf der Insel besuchten. Bewundert haben wir auch das teilweise beeindruckende bis wunderschöne Spiel von Licht und Schatten in den Gärten und ins besondere i Bereich der großblättrigen Pflanzen.
Wie in fast allen Gärten Großbritanniens, in denen wir bisher gewesen sind, durfte auch hier die Feige nicht fehlen.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit diesem Garten zu einer anderen Jahreszeit. Ein Besuch hier lohnt sich immer. Ja, auch hier fallen Busse ein aber was uns auffiel war, dass hier kaum deutsche Touristen waren insbesondere keine Busse, woran liegt das? Wir stellten wieder zu Hause fest, dass Lloyds Bücher in Deutschland erschienen sind und eines sogar bereits Einzug in unser Bücherregal erhalten hat.
Literaturempfehlungen – Christopher Lloyd
- Dear Friend and Gardener!: Ein Briefwechsel über das Leben, das Gärtnern und die Freundschaft
- Der Cottage-Garten
- Traumbeete durchs ganze Jahr
- The Well-Tempered Garden: The Timeless Classic That No Gardener Should be without
- Christopher Lloyd’s Blumengarten
- Faszination Farbe im Garten
5 Gedanken zu „Great Dixter“
Wenn ich die Fotos des Great Dixter Anwesens sehe, erinnern mich dessen Bauten immer an Cäcilienhof in Potsdam, das ja im englischen Landhaus-Stil gebaut wurde. Selbst gesehen habe ich es noch nicht, danke für diese Vorstellung samt geschichtlichem Einblick. Ein paar Clips des alten Herrn Lloyds habe ich mir auf auf youtube mal angeschaut, wo er durch seinen Garten führt und seine witzigen kleinen ‚dachhunds’immer dabei sind…hat er die nicht sogar als Boden-Mosaik verewigt? Dahlia und Canna…
LG
Sisah
Hallo Sisah,
Bodenmosaike seiner Hunde – siehe zweites Bild in diesem Blogbeitrag, da ist noch ein Mosaik am unteren Bildrand zu erahnen. Hier bei Google kannst du das Mosaik komplett sehen.
Ich erinnere mich auch noch an ein Plakat im Eingangsbereich zu einer jährlichen(?)Dachshund-Veranstaltung in Great Dixter – und die Versuche einiger Asiaten das Wort Dachshund auszusprechen – es kam phonetisch so etwas raus wie „Däsch-hant“. 🙂
Danke für den Hinweis auf YT, werde dort heute Abend auch mal stöbern!
Great Dixter ist ein wundervoller Garten, ich liebe ihn besonders im Herbst. Aber auch im Sommer, bevor die Gräser zwischen den Eiben gemäht werden.
Die Gärtnerei ist sehr zu empfehlen, dort findet man oft, was man schon lange gesucht hat. Danke fürs zeigen!
Sigrun