Von Urlaub träumen – Sissinghurst
Wir schreiben den 12. Februar und ich könnte schon wieder Urlaub gebrauchen, nicht das ich in den letzten Monaten nicht zweimal in Berlin gewesen wäre. Aber Berlin ist nicht Großbritannien und somit kein Urlaub, also bleibt im Moment nur: Träumen….
Beeindruckt hat mich letzten Herbst der Garten von Sissinghurst. Dieser Garten wurde ab 1930 von Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicolson angelegt. Besonders ist hier, daß der Garten in einzelne Räume unterteilt worden ist. Der bekannteste davon ist der sogenannte Weiße Garten. Hier stehen auch einige Pflanzen, die erst Abends und Nachts duften und somit ideale Pflanzen für Nachtfalter und andere nachtaktive Insekten sind.
Das Schloss und der Garten wirken so, als wären Vita und Harold heute noch da. An vielen Stellen hängen Zitate und Ausschnitte aus Briefen die sich die beiden gegenseitig schrieben.
Einige der Gebäude die zur Sissinghurst gehören kann man betreten, andere sind nicht öffentlich zugänglich. Der Turm, der das Gelände überragt ist zugänglich und bei gutem Wetter kann man von dort den Ausblick genießen und dabei auf dem weg nach oben einen Blick in Vitas Arbeitszimmer werfen.
Der Tag unseres Besuches war einer der wenigen sonnigen Tage in diesem Urlaub der sich nicht durch das „typische englische Wetter“ auszeichnete.
Während unseres Besuches wurden die Rasen und Wiesen des Geländes gerade neu eingesät und konnten somit nicht betreten werden, das galt auch für den Obstgarten.
An einem Moment unseres Besuches beschlossen wir, daß wir hier und an diesem Ort kein Wort Deutsch mehr verstehen würden. Wir begegneten einer Gruppe deutscher Gartenreisender, alle älteren Semesters, die es nicht nötig hatten auch nur Danke, guten Tag und Bitte in der Landessprache von sich zu geben. Die ich dachte solche Menschen trifft man nur auf „Malle“ und dann auch nur jüngere. Ich hatte wohl verdrängt, daß auch diese Klientel älter wird und meint sich mit Bildungsreisen beschäftigen zu müssen.
Doch durch die Art und Weise wie der Garten angelegt ist, kann man sich schnell zurückziehen. Bei uns verfestigte sich hier der Eindruck, daß das Ziel von Gartenreisen ist möglichst viele Gärten in möglichst kurzer Zeit zu besuchen. Für eine genaue Betrachtung und ein Entdecken des Gartens bleibt keine Zeit mehr aber Hauptsache ein weiterer Garten kann auf einer imaginären Liste abgehakt werden.
In den letzten Jahren haben der National Trust und der Enkel von Vita und Harold angefangen das Gelände der umgebenden Farm umzugestalten und damit unter anderem die Versorgung des Restaurants mit eigenem Gemüse zu sichern.
Der Gemüsegarten kann genau wie ein kleiner Beeren- und Obstgarten besucht werden, nett ist dieser Hinweis dem man doch folge leisten sollte.
Wie in allen Ländern, in denen die Industrialisierung des Landwirtschaft Einzug gehalten hat verschwinden auch in Großbritannien die Wildblumenwiesen und auch das Wissen um den Umgang mit ihnen. Rasen darf man betreten – Wildblumenwiesen nicht!
Wir freuen uns schon wie kleine Kinder auf einen weiteren Besuch in Sissinghurst im Laufe dieses Frühjahrs und hoffen in der anderen Jahreszeit als beim letzten Besuch auf viele neue Eindrücke!
Literaturempfehlungen
- Einmal gärtnern wie in Sissinghurst: Ein Blick hinter die Kulissen der berühmten englischen Gartenlegende
- In der Ferne so nah: Briefwechsel einer ungewöhnlichen Liebe
- Vita Sackville-West: Eine Biographie Eine Biographie
- Dear Friend and Gardener!: Ein Briefwechsel über das Leben, das Gärtnern und die Freundschaft
- Traumbeete durchs ganze Jahr
4 Gedanken zu „Von Urlaub träumen – Sissinghurst“
Ach ja, da will ich auch hin. Aber den Satz mit *dem typisch englischen Wetter* kann ich so nicht stehenlassen. Das hatten wir wirklich noch nie, und wir sind ja oft dort. Oder bin ich etwa der Engel, der reist usw.??
Sigrun
Über das „typische englische Wetter“ machen sich die Engländer selber massiv lustig – so auch die BBC: „The wettest place on earth? – No, its not Britain in the summer.“
Wir hatten durchaus schon unverschämtes Glück, 4 Wochen kein Regen im Lake District, die regenreichste Region Englands – und eben letzten Herbst das sprichwörtliche typische englisches Wetter vergangen Herbst in Kent und Sussex. Weihnachten 2015 in der gleichen Region war 1. wärmer und 2. trockener!