Weniger Schädlinge auf Öko-Feldern
„Bauern erstaunt: Mehr Blattläuse auf Gift-Feldern“, lautet die Überschrift bei ntv [1]. Ja warum eigentlich und vor allem worum geht es?
Die Rede ist von einer Studie der Uni Würzburg [2]. Wie bereits aus dem englischen Titel zu erkennen ist, geht es nicht nur um Blattläuse, denn übersetzt steht da: „Verminderte funktionelle Diversität und biologische Schädlingskontrolle in konventionellen verglichen mit ökologisch bewirtschafteten Getreidefeldern“ Bei Untersuchungen nach anerkannten wissenschaftlichen Standards ergab sich, daß auf Feldern mit dem Getreide Triticale, die konventionell bewirtschaftet wurden im Durchschnitt mehr Pflanzenschädlinge nachgewiesen werden konnten als auf ökologisch bewirtschafteten Feldern. Der Unterschied zu den meisten bisherigen Studien ist, daß die Beobachtungen nicht nur am Feldrand, sondern auch mitten im Feld durchgeführt wurden. Unmittelbar nach der Anwendung der Spritzmittel waren zwar auf den konventionell bewirtschafteten Feldern kaum Schädlinge nachweisbar, aber diese „erholten“ sich sehr zügig und der Schädlings-Bestand übertraf innerhalb von nur 14 Tagen den Bestand in ökologisch bewirtschafteten Feldern.
Nach der Behandlung mit Insektiziden befinden sich auch weniger Nützlinge in den Feldern, wofür es zwei Erklärungsansätze gibt: Entweder sie werden auch durch die Insektizide auch getötet, oder sie verhungern bzw. verlassen das behandelte Feld, da ihnen die Nahrungsgrundlage fehlt. Nachdem das Insektizid nicht mehr wirkt, natürliche Fraßfeinde der Schädlinge fehlen, haben die Schädlinge quasi freie Bahn und können sich sehr schnell wieder in dem Feld etablieren. Es herrscht ein äußerst schlechtes Jäger-Beute-Verhältnis. Den Landwirten bleibt kaum etwas anderes übrig als erneut zur Giftspritze zu greifen. Anders in ökologisch bewirtschafteten Feldern. Dort stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen ein. In den ökologisch bewirtschafteten Feldern war das Jäger/Beute-Verhältnis 20 mal so hoch wie in den konventionell bewirtschafteten Feldern. Auch stellte sich heraus, daß generell die Vielfalt am Feldrand höher war als im Feld. Es wird auch wieder Zeit für Feldraine mit Kornblume und Klatschmohn!
Aber was bedeutet das alles nun für den Kleingärtner? Hierzu eine Beobachtung aus unserem Garten von diesem Jahr. Im Frühjahr zeigten sich bei uns eine große Zahl Läuse. Gerade unserem Holunder hat die Holunderblattlaus sehr zugesetzt, nach allen Regeln der Kunst wurden die Läuse von Ameisen kultiviert. Aber auch alle anderen Pflanzen waren von Blattläusen befallen. Irgendwann tauchten die ersten Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen auf. Kurz darauf deren Larven. Gerade die Larven sind sehr effektive Läuservernichter. Auch Meisen und viele andere Vögel sind Dauergäste bei uns (Läuse, Raupen, Käferlarven …). Seit dem Frühjahr sehe ich in unserem Garten praktisch keine Läuse mehr, aber immer noch vereinzelt Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen und deren Larven. Gespritz haben wir NICHTS, nicht einmal Brennnesseljauche, die diente ausschließlich als Dünger. Daher ist dies auch ein Plädoyer für einen insekten- und vogelfreundlichen Garten, in dem Nützlinge gezielt gefördert werden. Die Schädlinge verschwinden fast wie von selbst. Sicher, es mag vereinzelte Ausnahmen geben, bei einem Massenbefall einzelner Pflanzen mit ein paar ökologisch korrekten Hilfsmittelchen (z.B. von Neudorff) hochgradig selektiv der Pflanzen zu helfen. Aber lasst den Nützlingen auch ihre Nahrung. Das Ergebnis ist eine gesunder Garten, in dem gesundes Gemüse und Zierpflanzen wachsen können.
Quellen:
- ntv.de: Bauern erstaunt: Mehr Blattläuse auf Gift-Feldern
- Krauss J, Gallenberger I, Steffan-Dewenter I:
Decreased Functional Diversity and Biological Pest Control in Conventional Compared to Organic Crop Fields, (2011) PLoS ONE 6(5): e19502. doi:10.1371/journal.pone.0019502
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