Geiz ist geil?

Geiz ist geil?

Ich finde es doch immer wieder sehr seltsam wie intensiv man über die Worte „Mein“ und „Dein“ diskutieren kann. Nein, nicht seltsam, sondern vollkommen unverständlich! Was ich im Folgenden beschreibe sind alles selbst erlebte Facetten der gleichen rücksichtslosen Geiz-ist-Geil-Mentalität innerhalb der letzten zwei Monate.

Du sollst nicht stehlen! (7. Gebot)

Das steht nicht nur in der Bibel sondern ist in jedem (demokratischen) Staat unmissverständlich in seinen Gesetzen verankert und  sollte ganz unabhängig davon eigentlich auch zur guten Kinderstube eines jeden Menschen gehören.

Ich bin jedenfalls tierisch angepisst, daß mir „Spaziergänger“ die verblühten Blüten von den Sonnenblumen die am Zaun standen abgeschnitten haben. Genauso angepisst bin ich über die Leute die uns unsere Bohnen geklaut (abgeerntet) haben, die uns Chilis aus dem Garten entwendet haben.

Eine besondere Herzensangelegenheit sind mit Streuobstwiesen. Leute, die meinen sie dürften sich auf diesen nach Herzenslust bedienen – oft durch Abbrechen der Äste – widern mich an. Anstatt, daß sie einer Pflückgemeinschaft des BUND oder NABU beitreten (da reicht ein Anruf bei den lokalen Gruppen dieser Natur- & Umweltschutzverbände), deren Mitglieder jährlich ca. 20 Arbeitsstunden in Pflegearbeiten investieren und dafür dann im Herbst die Früchte der Arbeit in gemeinsamen Aktionen ernten. Würden diese Wiese nicht gepflegt werden, würde sie verwildern, die Bäume krank werden, durch fehlenden Schnitt schlecht tragen etc. Durch die Pflege der Streuobstwiesen entsteht ein ganz besonderes Biotop. Auf diesem Wege haben wir jedenfalls ein nahezu unbegrenztes Angebot an Äpfeln und Birnen, etwas schlechter Kirschen, Pflaumen Walnüsse. Das alles gibt es dann „kostenlos“, im Sinne von kein Geld unmittelbar dafür bezahlt aber Geld in Werkzeuge investiert und Arbeitszeit investiert. Dafür gab es dann im Gegenzug hochwertiges Bio-Obst. Dieses Jahr bisher 2 kg Kirschen, gute 30 kg Birnen und 100 kg Äpfel (freie Auswahl von ca. 25 verschiedenen Sorten). Von den Äpfeln wurden ca. 70 kg zu 50 Liter Saft verarbeitet.

Ich meine damit NICHT die Leute die einfach mal ihren Mund aufmachen und fragen ob sie evt. ein paar der Bohnen abernten dürfen oder ob sie eine verblühte Sonnenblumenblüte haben können oder ob sie, während die Pflückgemeinschaft erntet auch aktiv werden können – und dann z.B. im folgenden Frühjahr mithelfen.

Was mich gelinde gesagt ankotzt ist die zunehmende Geringschätzung in unserer Gesellschaft für die Arbeitsleistung Anderer. Wenn man nicht fragen kann, weil der Besitzer unbekannt oder nicht da ist, hat mensch eben die Finger davon zu lassen. Ganz einfach und simpel!

zum Weiterlesen:

5 Gedanken zu „Geiz ist geil?

  1. Du hast echt recherchiert zu Ö? Wow.
    Mir ist hier bis auf besagten Heckendiebstahl noch nie so etwas in den Medien aufgefallen. Vielleicht ist das Problem in Ö noch nicht so richtig „angekommen“. Manchmal dauert es einfach länger, bis Dinge hier – ob Schlechtes oder Gutes – zum Thema werden.
    Liebe Grüße, Margit

  2. Das scheint in Deutschland mittlerweile ein größeres Problem zu sein. Hier in Ö hab ich darüber noch nichts gelesen. Einzig im Vorjahr waren hier im Bezirk dreiste Heckendiebe unterwegs, die des nachts alle Hecken von zugänglichen Vorgärten einfach ausgruben, verluden und damit verschwunden sind. Wurden sicherlich dann irgendwo verscherbelt, das hatte recht professionelle Züge.
    Ist der Klau von Obst und Gemüse wirklich schick geworden? Liegt das vielleicht daran, dass Selbstversorgung mittlerweile als „schick“ gilt oder ist das einfach nur Missachtung von Eigentum mit dem Kitzel des Verbotenen?
    Ich wär jedenfalls mächtig sauer, wenn mir jemand Früchte aus meinem Garten klauen würde.
    Liebe Grüße, Margit

  3. Freut mich, dass ich mit meiner Meinung offenbar doch nicht ganz alleine dastehe. Während der Diskussion bei uns hatte ich etwas das Gefühl, dass bei mir langsam der Altersstarrsinn einsetzt 😉

    Wenn die Leute wenigstens fragen würden, bevor sie sich bedienen. Dann würde man es sicher oft erlauben oder man würde ihnen erklären, wieso man es nicht möchte. Aber einfach so mit der Ernte der fremden Früchte beginnen?

    1. Hallo Heiner,
      noch einen Zacken schärfer finde ich die Kommentare bei einem der von mir verlinkten Zeitungsartikel.
      Ich hatte den oben stehenden Artikel in fast dieser Form schon als Kommentar bei dir geschrieben habe ihn dann aber noch leicht in diesen Artikel erweitert und wollte dann hierauf verlinken – aber gestern Abend war dein Blog dann einige Stunden offline…
      Gruß, Jan

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