Ein Buch: Pflanzenschutz im Garten

Ein Buch: Pflanzenschutz im Garten

Veser, J.: Pflanzenschutz im Garten (2008) 160 S., 120 Farbf., 58 Farbzeichn., 40 Tab., Flexcover, ISBN 978-3-8001-5366-4. € 14,90

Pflanzenschutz im Garten, heißt ein Buch von Jochen Veser aus dem Ulmer Verlag.

Das Buch gliedert sich in zwei große Kapitel: Zum einen „Basiswissen zum Pflanzenschutz“ und zum anderen „Diagnose von Pflanzenschäden“.

Basiswissen zum Pflanzenschutz

Dieses Hauptkapitel unterteilt sich in weitere Bereiche und beschäftigt sich mit den Grundlagen, denn Pflanzenschutz ist nicht nur das Ausbringen von chemischen oder biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln sondern auch Basiswissen über Pflanzen und Gärten. Pflanzenschutz fängt bei der Wahl der Pflanzen für den Standort, der beflanzt werden soll an. So haben die Temperatur und die Bodenbeschaffenheit genau so einen Einfluss auf die Schädlingsanfälligkeit der Pflanzen wie Wind- und Lichtverhältnisse und das Vorkommen von Schadstoffen im Boden oder in der Luft. Ein weiterer Hinweis beschäftigt sich mit den Klimazonen bzw. Winterhärtezonen, die reichen in Deutschland von 6a Schwarzwald bis 8b Nordseeinseln und geschützte Weinbaulagen. Wir können uns bei seinen Hinweisen für 8a orientieren, denn die Grenze verläuft etwas südlich von uns, die Eifel ist schon 7b. Es sollte den Pflanzen also weder zu warm noch zu kalt werden.

Weiter geht es mit der Ursachenforschung anhand der Schadsymptome. Sind die Blätter betroffen oder der Stamm, was ist mit Blüten und Früchten und wie sieht das Wurzelwerk aus. In diesem Zusammenhang wird auch auf die individuelle Toleranzgrenze des Gärtners der Gärtnerin eingegangen. Was bin ich bereit zu tolerieren und wann ergreifen ich Gegenmaßnamen, wie hoch ist der Aufwand im Vergleich zum Nutzen. Beeinträchtigen die Schädlinge die Pflanzen oder sind es nur optische „Schäden“.

Vorbeugen ist besser als später die Scherben, ähm Blätter zusammen zu kehren. Also werden auch vorbeugenden Maßnahmen erwähnt, dabei kommen auch klassische Methoden zum Zuge, die ältere Menschen noch aus der Vergangenheit kennen. So war es durchaus üblich frostempfindliche Obstbäume mit Fichtenreisig zuzudecken um sie vor Erfrierungen zu schützen. Auch die Bekämpfung von Erregern, die nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr erfolgen kann gehört dazu. Es muss teilweise zu einer Zeit eingegriffen werden, wenn die Schäden noch nicht erkennbar sind. Ein weiterer Hinweis ist, die richtige Sortenwahl, wenn es bekannt ist, daß die Pflanzen in den Nachbargärten ein Problem haben, dann pflanze ich nach Möglichkeit eine Sorte die gegen dieses Problem resistenter ist. Genau so wie der Pflanzzeitpunkt Beachtung finden sollte, denn nicht alle im Frühjahr gepflanzten Gewächse blühen im gleichen Jahr oder tragen Früchte.

Technische Maßnahmen zum Pflanzenschutz,  ja auch die gibt es, so hängt der Befall mit bestimmten Schädlingen damit zusammen wie gründlich im Vorjahr Fallobst oder das Laub gesammelt und vernichtete wurde. So hängen die vollständige Ernte von Kirschen und der Befall mit der Kirschfruchtfliege zusammen. Auch sogenannte Zwischen- und Nebenwirte spielen hier eine Rolle. Ach ja und dann sind da noch die Schutzzäune gegen Kaninchen und Schnecken sowie das Kulturschutznetz für den Kohl und gegen den Kohlweißling. Bis hin zu mechanischen Fallen gegen Wühlratten und Pheromonfallen z.B. gegen den Borkenkäfer.

Auch der biologische Pflanzenschutz sollte Beachtung finden. Igel und Vögel freuen sich über Nisthilfen und Zugangsmöglichkeiten und verspeisen gerne die Insekten die uns und unsere Pflanzen stören, andere Tiere helfen ihnen gerne. Es wird auch auf die Stärkungsmittel eingegangen, so sind Ackerschachtelhalm, Beinwell und Brennnessel als „Unkraut“ verschrieen, können aber als Jauche oder Tee mache Blattlaus in die Flucht schlagen.

Wenn alles nicht weiterhilft gibt es die chemischen Pflanzenschutzmittel. Hier wird sehr klar auf die Risiken bei der Anwendung derselbigen hingewiesen, sie werden zu oft falsch dosiert und können Nützlinge schädigen (siehe auch unseren Beitrag „Weniger Schädlinge auf Öko-Feldern„). Auch, daß der Einsatz bei Zierpflanzen anderes ist als bei Nutzpflanzen wird klar und deutlich gesagt. Die Unterteilung zwischen Fungizid, Herbizid und Insektizid wird klar und deutlich gemacht und darauf hingewiesen das nicht alles gegen alles hilft. Es werden einige Schädlinge, Pilzkrankheiten und Unkräuter benannt, sowie die dazu passenden Wirkstoffe und Handelsnamen sowie die Pflanzen für die die Produkte zugelassen sind. Das vielfach so beliebte Glyphosat ist im Hausgarten für den Gemüseanbau nicht zugelassen.

 Diagnose von Pflanzenschäden

Jetzt geht es ans Eingemachte, Schadensbilder und das was mach dagegen machen kann oder auch nicht. Auch dieses Kapitel unterteilt sich in viele verschiedene Rubriken. Hier wird unterschieden wo ist das Problem aufgetreten und was ist alles betroffen.

  • Schäden an der ganzen Pflanze: das bedeutet z. B. Schäden durch Witterung, Verletzungen an Stammfuß und Stamm (diese Schäden sind zum Teil dadurch zu erkennen, daß die Axt noch drinsteckt), gestörte Wasser und Nährstoffversorgung, bodenbürtige Krankkheitserreger (hier findet sich auch die Kraut- und Braunfäule wieder); Fraßschäden an Wurzel und Fraßschäden an Stammfuß oder Stamm.
  • Schäden an Trieben oder Ästen: Mechanische Beschädigungen, bakterielle Trieberkrankungen, Triebsterben durch Schadpilze und Schadinsekten an den Trieben
  • Verfärbungen und Flecken an den Blättern und Nadeln: Sonnenbrand, Blatt- und Nadelpilze, Blattflecken durch Schadtiere, Blattverfärbungen durch Gliederfüßler.
  • Deformationen am Laub: Blattverformungen durch Pilzinfektionen, Blattverformungen durch Schädlinge.
  • Allgemeine Schäden durch saugende Insekten.
  • Fraßschädem am Laub.
  • Knospenschäden.
  • Schäden an den Früchten.
  • Konkurrenzpflanzen.
  • Vielleicht sieht auch etws einfach nur auffällig aus, ist aber vollkommen harmlos (z.B. Flechten).

Dieses Kapitel ist wesentlich ausführlicher als das erste und sehr anschaulich geschrieben.

Fazit

Zu allen Bereichen gibt es Bilder, die das Schadbild oder den Verursacher zeigen. Das Problem wird detailliert beschrieben. Mit dieser Beschreibung ist es auch dem Laien möglich eine Diagnose zu stellen und Lösungenn zu suchen. Es werden immer Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und hier fällt auf, daß zuerst die einfachen zwar aufwendigere und zeitintensiven Methoden beschrieben werden. Erste wenn diese dargestellt worden sind, gibt es Empfehlungen für Schädlingsbekämpfungsmittel. Es wird nach dem Motto weniger ist mehr gehandelt und wenn es keine geeigneten Mittel oder Möglichkeiten gibt wird von der Verwendung abgeraten. Bei konkreten Problemen an einzelnen Pflanzen beschreibt der Autor welche Pflanzen mit behandelt werden müssen um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, da sie Wirtspfklanzen sind (z.B. bei Birnengitterrost der Wachholder).

Der Gärtner sollte auch mal durchaus darüber nachdenken, ob nicht vielleicht er das eigentliche Problem durch seine für den Standort ungeeignete Sortenwahl darstellt. Oder ob er vielleicht auch einfach nur zu ungeduldig ist.

Durch das extrem feuchte Sommerwetter dieses Jahr können wir derzeit fast alles an Pilzerkrankungen an unseren Pflanzen beobachten, die Veser beschreibt. Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, das so Manches einfach Schicksal ist und nächstes Jahr alles ganz anders aussieht. Aber vielleicht kann die eine oder andere kranke Pflanzen mit einem gezielten Griff unter den Arm unterstützt werden, damit sie an der Pilzerkrankung nicht zu Grunde geht

Ich denke ich werde dann mal mit dem Buch in den Garten gehen und versuchen herauszufinden was meiner NuMex Pinata (Chili) außer Trockenheit, Wärme und Sonne noch fehlt.

Das Buch gehört sollte als Pflichtlektüre eines jeden Haus- und Kleingärtners gelten. Nicht die Pflanzen oder Schädlinge machen die Fehler, sondern der Gärtner, der sich nicht frühzeitig mit Augenmaß darum kümmert.

Ich danke dem Social Media Team des Ulmer Verlags für das Rezensionsexemplar.

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