Textklau

Textklau

Im Blog Topfgartenwelt beschreibt Kathrin, daß jemand ihr gesamtes Blog inklusiver aller Kommentare kopiert hat. Sobald ein neuer Beitrag in ihrem Blog erscheint, ist dieser kurz darauf in Kopie bei dem Dieb zu finden – „Blognapping“ nennt sich diese, ähm, „Unverschämtheit“.

Dieser Artikel hat mich veranlasst mal wieder stichprobenartig zu prüfen ob unser Blog oder Teile daraus kopiert wurden – und dieses mal wurde ich fündig. Zwar bei weitem nicht das gesamte Blog, aber zumindest einer der am häufigsten aus diesem Blog gelesenen Beiträge: Platzbedarf zum Anbau von Kartoffeln – Update 2014. Ich dachte ich seh‘ nicht richtig, immerhin handelt es sich um einen Onlineshop, der Saatkartoffeln verkauft. Mein ursprünglicher Beitrag wurde um seine Formatierung beraubt, meine Quellenangaben entfernt und der Text letztlich als eigenes Werk ausgegeben. Auffällig ist, daß der Anbieter die im Text beispielhaften aufgeführten Sorten gar nicht führt.

Für die Überprüfung verwende ich den Copyscape Plagiarism Checker. In das Suchfeld gibt man die zu überprüfende URL ein. Hierfür verwende ich stets eine minimalistische Druck-Variante des Blogbeitrages, in der die Navigationsleisten und Menüs des Blogs fehlen. Dies verbessert die Trefferqualität, da nicht auch immer wiederkehrende Bestandteile einer Seite verglichen werden sondern die Essenz. Hier im Beispiel der Kartoffelbeitrag. Man erhält dann einer Übersicht der Treffer wie auch in anderen Suchmaschinen.

textklau
Der geklaute Text – übereinstimmende Textteile werden durch den Copyscape Plagiarism Checker farblich hervorgehoben

 

Die Auswahl eines Fundes liefert dann ein Ergebnis wie oben dargestellt. Die übereinstimmenden Textteile sind farblich markiert. Es werden hier „nur“ 60% Übereinstimmung erzielt, weil sich unter dem Text das eigentliche Angebot des Onlineshops befindet. Auch wurden Anführungsstriche anders gesetzt/formatiert, sodaß sich letztlich 180 übereinstimmende Wörter ergeben.  Den Shopnamen und die URL habe ich unkenntlich gemacht, denn ich bin kein Freund des mittelalterlichen Folterinstruments namens „Pranger“. Ich hoffe darüber hinaus auf eine gütliche Einigung mit dem Betreiber der Webseite, dem ich zunächst eine freundliche E-Mail geschrieben habe:

Sehr geehrter Herr x,
Sehr geehrte  Damen und Herren,

mir ist nicht bekannt, daß ich ihnen die Genehmigung erteilt habe meinen Text
„Platzbedarf zum Anbau von Kartoffeln – Update 2014“ veröffentlicht erstmalig am 8.2.2011, zuletzt überarbeitet am 25.3.2014, unter der URL

Platzbedarf zum Anbau von Kartoffeln – Update 2014


für gewerbliche Zwecke unentgeltlich auf ihrer Internetseite
http://www.
zu verwenden.

Man kann gerne mit mir reden und gerne bin ich prinzipiell auch bereit einer Verwendung zuzustimmen, aber das was sie machen ist wenigstens sehr unhöflich. Genau genommen ist das was sie tun ein Verstoß gegen das deutsche Urheberrecht und ich habe ihnen gegenüber bereits einen Schadensersatzanspruch.

Da ich kein Freund juristischer Auseinandersetzungen bin wähle ich zunächst diesen Weg und erwarte nun von ihnen eine angemessene Reaktion, eine Wiedergutmachung und einen Vorschlag was sie bereit sind mir anzubieten, wenn sie den Text weiterverwenden wollen. Vorsorglich habe ich jedoch Beweise gesichert und behalte mir weitere juristische Schritte vor.

Zur Lektüre empfehle ich ihnen:
http://www.akademie.de/wissen/urheberrechtsverletzung-text-was-tun

Mit freundlichen Grüßen,

Nun lasse ich mich mal überraschen, wie der Betreiber reagiert, eine Lesebestätigung der E-Mail hatte ich innerhalb einiger Stunden im Posteingang. Auf sich beruhen lassen werde ich das ganz sicher nicht. In meinem Berufsalltag in der Wissenschaft würde ein solches Fehlverhalten wenigstens zu einer Abmahnung führen und könnte mich meinen Job kosten. Die in meiner zitierten E-Mail verlinkte Seite auf akademie.de macht ziemlich deutlich welche Rechte man in Deutschland als Urheber eines Werkes besitzt und wie man sie durchsetzen kann. Es wird dann für den Betreiber der Webseite in jedem Fall wesentlich teurer als wenn wir uns wie zwei erwachsene Menschen miteinander unterhalten…

6 Gedanken zu „Textklau

  1. Hallo Jan, bin gerade auf Deiner Seite gelandet. Immerhin ist bei Dir der Übeltäter greifbar, bei mir sitzt der wahrscheinlich in China und lacht mich aus! Text- und Bilderklau ist einfach dreist und ärgerlich.

    LG kathrin

    1. Ja, das ist es. „Mein“ Übeltäter hat mittlerweile auf meine E-Mail geantwortet und sieht sein Fehlverhalten ein. Nun geht’s ums Verhackstücken der Einigungsdetails.

      Was passiert eigentlich wenn du einen Artikel nachträglich änderst, z.B. das Bild austauschst. Die Bilder werde ja vom Übeltäter direkt von deinem Blog eingebunden. Die Beiträge lesen sich beider Kopie sicher nicht mehr so schön, wenn da mit einem Mail ein seeeehr grooooßes grellgrünes Bild mit dem Text Contentdieb auftaucht. Dann würde ich weiter versuchen die Blogkopie aus dem Suchindex von Google entfernen zu lassen (ohne zu wissen ob das geht und wie aufwändig dies ist).
      LG, Jan

  2. Was es alles gibt….. Das ist ja echt lächerlich. Also wenn Leuten die Kreativität oder Textsicherheit fehlt… ich biete gerne meine Dienste als Texter und Social-Media-Profi an……..

    danke auf jeden Fall für diese ausführliche Info, werde ich auch gleich mal mit meinen Texten probeweise machen.

    Bitte nicht deswegen aufhören zu bloggen. Das ist es nicht wert.

    Ein schönes 2015!

  3. Das ist ein Ding! Ich hab keine Lust mehr, weiter zu bloggen, wenn das so weitergeht. Ich bin ehrlich ziemlich entsetzt. Berichte bitte weiter, wie es ausgeht.

    Sigrun

    1. Wir werden ganz sicher deswegen nicht aufhören zu bloggen. Gegen den Textklau einzelner Passagen lässt sich nur sehr bedingt etwas machen. Sitzt der Täter in Deutschland stellt einem das deutsche Recht als Urheber ausreichend Möglichkeiten bereit.
      Findet hingegen ein automatisierter Klau statt hat man als Blogbetreiber mit eigenem Webspace hinreichende technische Möglichkeiten dies zu unterbinden. Eine dieser Sicherungen ist hier installiert und nennt sich „Bot-Trap“.

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